Wie kommen der PC und das Internet an unsere Schule? Welche Richtlinien gibt es für deren Gebrauch? Das KITS für Kids Programm des Schul- und Sportdepartements der Stadt Zürich gibt Antwort. Ein Gespräch mit Bernhard Rüfenacht, Bereichsleiter der KITS-Fachstelle. (von Dorothee Neururer)
Herr Rüfenacht, Sie sind Bereichsleiter der KITS Fachstelle. Was ist unter KITS zu verstehen?
KITS steht für „Kommunikations- und Informationstechnologien in den Schulen. Mit KITS sind alle städtischen Schulen nach standardisierten Vorgaben ausgerüstet.
Wozu braucht es Computer im Klassenzimmer?
Heute sind in unserer Gesellschaft Computer allgegenwärtig. Es ist unabdingbar, junge Menschen frühzeitig mit den verschiedenen digitalen Medien vertraut zu machen. Dabei sind stets auch die Reflexion, also das Sprechen und Nachdenken über Medien und die jeweiligen gesellschaftlichen Zusammenhänge zu thematisieren.
Gleichzeitig ersetzt der Computer aber auch viele Geräte, die in der Schule früher zum Einsatz kamen, z.B. Film-/ Diaprojektor, Kassettenrekorder, Overheadprojektor, Administration von Schülerlisten, Zeugnissen usw.
Wie wurde der Bedarf von Computern an den Zürcher Schulen ermittelt, und wie sieht der Roll-Out der Hardware aus?
Um den Bedarf zu ermitteln, wurden Workshops und eine grosse Evaluation mit allen Lehrpersonen und Schüler/-innen durchgeführt.
Gegenwärtig sind ca. 7.000 Computer in unserem KITS-Netz installiert, wobei alle Schulstufen inklusive der Fachschule Viventa einbezogen sind. Jede Schule erhält aktuell drei Notebooks pro Klasse, zusätzlich werden Computer für Teamzimmer, Büros und Fachzimmer nach einem einheitlichen Schlüssel ausgeliefert.
Das Waidhalde wird anfangs 2016 nach diesem Schlüssel ausgerüstet.
Wie wird die Sicherheit im Internet in den Schulen gewährleistet?
Durch einen starken Sitefilter der Swisscom werden ungewünschte Websites abgewehrt. Mit dem KITS-Sicherheitsausschuss haben wir Kategorien festgelegt, welche diesem Sitefilter zugrunde liegen. Falls doch etwas durchkommt, können wir innert kurzer Zeit einzelne Seiten sperren.
Natürlich ist es so, dass dubiose Anbieter trotz grossem Sicherheitsaufkommen immer wieder eine Lücke entdecken. Deshalb ist die Aufsicht der Lehrpersonen enorm wichtig.
Welche Devices benutzen Kinder zwischen 12-19 Jahren und wie stark ist die Nutzung?
Das ist eine gute Frage, zu der die James Studie 2014 interessante Ergebnisse liefert. Hierzu werden alle zwei Jahre über 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren in den drei grossen Sprachregionen der Schweiz zu ihrem Medienverhalten befragt.
- Demnach besitzen 98 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren ein eigenes Handy, davon haben 97 Prozent ein Smartphone. 2010 verfügte gerade mal knapp die Hälfte der jugendlichen Mobiltelefonnutzer über ein Smartphone (2012: 79 Prozent).
- Am stärksten verändert hat sich die Nutzung des mobilen Internets: Surften 2010 erst 16 Prozent der befragten Jugendlichen täglich oder mehrmals wöchentlich mit dem Handy im Netz, sind es heute bereits 87 Prozent (2012: 68 Prozent).
- Am häufigsten schauen die Jugendlichen auf die Uhr. Dann gehen die Prioritäten in der Nutzung wie folgt weiter: Musik hören, im Internet surfen, Telefonnieren, Wecker Funktion, soziale Netzwerke nutzen, Fotos/Videos machen, Videos im Internet schauen, Emails senden, Handyspiele spielen, Fotos/Videos verschicken, Agenda nutzen, Servicemeldungen empfangen, TV Schauen, MP3 verschicken, Radio hören.
- Es mangelt den Jugendlichen in der Schweiz auch ohne Smartphone nicht am Zugang zum Internet: 99 Prozent der Haushalte, in denen sie wohnen, sind mit Computer oder Laptop mit Internetzugang ausgerüstet. Mit rund zwei Stunden hat sich aber die tägliche Surfdauer unter der Woche über die letzten Jahre hinweg nicht verändert, auch am Wochenende ist sie mit drei Stunden täglich konstant geblieben.
- Weitere Infos dazu gibt es auf der Site der ZHAW, wo auch der ausführliche Ergebnisbericht eingesehen werden kann: http://psychologie.zhaw.ch/de/psychologie/forschung/medienpsychologie/mediennutzung/james.html
Was versteht man heute unter Medienkompetenz und wie muss man sich das konkret vorstellen?
Medienkompetenz gilt heute als Schlüsselqualifikation für Beruf und Studium, die von klein auf gefördert werden soll. Es gibt bereits auf Kindergartenstufe Angebote, wie zum Beispiel die Biene BeeBot, mit der Kinder spielerisch lernen, Probleme zu lösen und zu strukturieren (http://beebot.ibach.at/). Für viele Eltern ist das zu früh und man kann durchaus Verständnis für diese Bedenken haben. Beim Einsatz neuer Medien geht es aber nicht darum, die bisherigen Primärerfahrungen zu ersetzen sondern diese zu ergänzen.
Medienkompetenz bezeichnet ganz allgemein die Fähigkeit, Medien den eigenen Bedürfnissen und den eigenen Zwecken entsprechend zu nutzen und mit ihnen verantwortungsvoll umgehen zu können. Dies beinhaltet folgende Bereiche:
Medienwissen, darunter versteht man Kenntnisse über die sachgemässe Handhabung und die Funktionalität der Medienart sowie über die Rechts- und Sicherheitsbelange im Internet zu haben. Medienwissen beantwortet die Frage, welche Medien gibt es, wie funktionieren sie, und welche Rechts- und Sicherheitsbelange gibt es.
Mediennutzung bedeutet, die Medien fürs Lernen und für eine verantwortungsvolle Gestaltung der Lebenswelt nutzen. Mediennutzung beantwortet die Frage, was mache ich mit dem Medium, wie setzte ich es ein, wie kann ich es sinnvoll zum Lernen verwenden.
Medienreflexion beinhaltet den eigenen Mediengebrauch bewusst wahrzunehmen und zu hinterfragen. Hier wird die Frage beantwortet, wie lange beschäftige ich mich mit dem Medium und ist diese Zeit angemessen.
Voraussetzung dafür, dass Medienkompetenz in der Schule gut vermittelt wird, sind sehr gut ausgebildete Lehrpersonen. Lehrpersonen, die sich selbst für neue Medien und die Medienwirklichkeit der Kinder interessieren, haben da einen gewissen Vorteil und laufen weniger Gefahr, von den Herausforderungen überrascht zu werden. Ausserdem muss es in der Schule klare Regeln geben, wer, wann, was macht, und wer die Verantwortung hat. So soll z.B. nur unter Aufsicht im Internet gesurft werden. KITS hat hier ein entsprechendes Angebot für Lehrpersonen und Schulteams.
Es ist eine Tatsache, dass viele Jugendliche heute zu wenig über die Gefahren im Netz Bescheid wissen. Hier sind Eltern und Lehrpersonen gleichermassen gefordert, sich zu informieren und entsprechend eine Guideline zu geben, denn die neuen Technologien sind eine Realität, die man nicht wegdiskutieren kann.
Wann kommen IPads ins Klassenzimmer?
Aktuell laufen Versuche und Tests in sechs verschiedenen Klassen mit unterschiedlichen Tablets. Ab Herbst 2015 werden wir mit einem Angebot der PHZH die Versuchsphase ausbauen.
Gibt es Untersuchungen zur Strahlenbelastung durch Computer im Klassenzimmer und wie sehr sind die Kinder der Strahlung ausgesetzt?
Die „Rööslistudie“ von 2009 lieferte Ergebnisse zur Strahlenbelastung im Alltag. Demnach ist die Belastung im Zug am stärksten (gefolgt von Flughafen, ÖV, Auto und beim Einkaufen), einfach aus dem Grund, weil die meisten Menschen dort ihr Mobile und den Computer nutzen. Bei der SBB gibt es Überlegungen dazu, pro Wagon nur noch einen Access Point einzurichten.
In der Grundschule und im Kindergarten ist im Vergleich dazu die Belastung klein. Auch ist es so, dass es nur einen Access Point pro Klassenzimmer gibt und die PCs nach der Nutzung wieder abgeschaltet werden.
Weitere Infos zu diesem Thema gibt es auch auf der BAG Site.
Herr Rüfenacht, vielen Dank für das Gespräch.
Anhang: Vortrag – Computer im Unterricht, B.Rüfenacht am EKG Treffen Waidberg, Frühling 2015