Das Wetter war kalt, aber trocken, die Blätter verfärbt oder bereits abgefallen, als letzten Donnerstagmorgen auffallend viele Erwachsene auf dem Weg in die Klassenzimmer der Waidhalde waren. Im Schulhaus und in den naheliegenden Kindergärten herrschte ein geschäftiges Treiben – der ganz normale Schulalltag, leicht zugespitzt. Die Kinder waren aufgeregt, man merkte es an den Stimmen, die noch lauter schallten als sonst schon.
Im Kindergarten von Frau Bless wurden die Eltern gleich mit in den Chindsgi-Alltag einbezogen und Klein und Gross bauten gemeinsam Mandalas, erstellten Knetfiguren oder malten Bilder. Zwischendurch verschwanden immer wieder Dreiergrüppli «nach oben» zu Frau Berchtold, der Lehrperson für die integrative Förderung. Die spielerische Arbeit in den Kleingruppen gestaltete sich an diesem Tag wohl um einiges weniger agil, weil die Besucher in dem kleinen Raum die Bewegungsfreiheit erheblich einschränkten. Wenn die Mamis, Papis und Grosis wieder gingen, gab es zwischendurch einige Tränen, die aber rasch wieder versiegten. Die Kinder waren sichtlich stolz darauf, den Grossen ihre Lieblingsspiele und Beschäftigungen zu zeigen und sie in ihre eigene Chindsgi-Welt einzuführen.
Im DaZ-Unterricht einiger Drittklässler liess Frau Mertens die Kinder in Paaren an ihren Deutschkenntnissen arbeiten, was die Kinder mit Bravour meisterten. Sie hatten sichtlich Spass daran, Neues zu erlernen und waren verständlicherweise auch ganz stolz auf sich, was sich in den strahlenden Gesichtern wiederspiegelte.
In der 5. Klasse von Frau Studer/Frau Bernetta hatten die Kinder Englischunterricht und lernten neue Adjektive. Die Lehrerin zeigte Zeichnungen von vier Personen. Die Aufgabe war, eine der vier gezeichneten Personen zu beschreiben, sodass die Klassenkameraden erraten konnten, um wen es sich handelte. Ein Kind war sich ganz sicher: «This person looks drunk.» Da waren die Besucher glatt beeindruckt, welch grossen Wortschatz die heutige Jugend schon hat: «Diese Person sieht betrunken aus.»
Auf Stufe Sek. gilt es angeblich als ziemlich «uncool» oder sogar «peinlich», wenn die Eltern zu Besuch kommen. Die jungen Erwachsenen wirkten dann aber doch deutlich weniger vom Besuchsmorgen kalt gelassen, als sie es zu zeigen vorhatten. Am aufgeregtesten waren aber wahrscheinlich doch die Eltern, denn Teenager sind ja bekanntlich labil und es war nicht vorherzusehen, dass der schon so grosse Nachwuchs am Abend nach dem Besuchsmorgen doch murrend zugab, «war cool, dass du da gewesen bist.»
In der grossen Pause genossen die Eltern den vom Elternrat offerierten Kaffee und Kuchen, darunter ein Prachtexemplar des klassischen Gugelhupfes. Vor allem dank dem unermüdlichen Einsatz der Lehrpersonen und dem ganzen Schulhaus Waidhalde Team ging so ein weiterer Besuchsmorgen erfolgreich zu Ende.
Von Veronika Hall Abraham und Caroline Petitjean