Kinder sind Sachensucher und Sammler. Sie können allerlei sammeln – Naturmaterialien-Steine, Kastanien, Muscheln oder Federn. Oder auch Aufkleber, Briefmarken, Autos oder Plastiksäcke.
Sammeln kann man durchaus als eine elementare Form der Kulturaneignung bezeichnen. Der Sammelbereich lässt sich mit anderen Themen ergänzen oder ausbauen und dadurch können Kinder auch eine Brücke zur Erwachsenenwelt bauen. Doch sind die Motive und Wertmassstäbe, die Kinder bei ihren Aktivitäten, verfolgen natürlich anders als die von Erwachsenen. Die Faszination der Kinder hat mit einem ursprünglichen Staunen über die Vielfalt und über die Dinge in der Welt zu tun. Dadurch können sie sich die Welt auch aneignen.
Wo Sammlungen entstehen, ergeben sich Fragen. Das Kind will etwas erfahren über die Dinge, die es in seiner Sammlung vorfindet. So kann das Beschäftigen mit seiner Sammlung das Kind zu einem Experten, einer Expertin machen. Methodisches Wissen lässt sich durch Vergleichen aufbauen und auch können Sammlungen den spezifischen Wortschatz erweitern.
Sammelgegenstände brauchen auch eine Aufbewahrung und ein Ordnungssystem.
Unterscheiden können die Kinder, indem sie ihre Objekte in Gruppen einteilen. Die Kriterien dazu können ganz unterschiedlich sein. Durch Grösse, Farbe oder Form lassen sich beispielsweise verschiedene Teilgruppen bilden. Dafür müssen Kinder auch das genaue Betrachten üben, um die Unterschiede zu erkennen. Etwa Grösse und Strukturen von Schneckenhäusern oder Tannenzapfen. So lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen. Das Sortieren, Aufräumen und Einteilen auch in ganz andere Kategorien als die genannten lassen erst aus einem «Chaos» Ordnung entstehen.
Dabei darf man nicht vergessen, dass die Ordnung den Dingen nicht einfach so anhaftet, sondern dass sie quasi eine menschliche Zutat ist. Auch sind die Ordnungen der Kinder meistens andere als die von uns Erwachsenen.
Erprobte Systeme können auch wieder aufgelöst und danach neu angeordnet werden. Dieses Suchen und sich auseinandersetzen mit verschiedenen Möglichkeiten bedingt, dass das Kind sich auch gedanklich damit auseinandersetzt. Es entdeckt spielerisch, prüft und verwirft auch wieder, bis es mit einem Ergebnis zufrieden ist. Diesen Vorgang kann man durchaus als elementare Form des systematischen Denkens bezeichnen.
Sammlungen enthalten auch Lebensspuren. Ein zufälliger Fund, Geschenke von anderen Kindern oder das Tauschen sind eng verbunden mit ihren Sammlungen und können oft erstaunlich gut von Kindern erinnert werden.
All diese angedachten Aspekte zeigen auf, dass Sammlungen den Kindern wertvolle Möglichkeiten bieten, um die Wirklichkeit der Welt kennenzulernen.
erfasst von Ch. Schmid, Kindergartenlehrperson